von feane » 29.07.2009, 02:48
[center]Aufklärungsunterricht[/center]
Lektion 1: Die Wahrheit über das Schreiben
Heutzutage sind die Methoden des Folterns in den meisten Ländern bereits seit etlichen Zeiten abgeschafft worden, nur dummerweise ist den werten Herrschaften eine ganz bestimmte entgangen. Sei es, weil sie diese nicht für zu gefährlich erachtet haben, oder weil sie diese gar nicht in die Kategorie des Quälens eingeordnet haben. Die blutige Maria, heißes Öl oder die Streckbank sind nichts, im Gegensatz zu dieser, ist sie doch viel heimtückischer und langanhaltender: Das geschriebene Wort.
Fakt ist, dass genau diese eine Methode im Grunde die allerschlimmste von allen ist, zieht sie den, der sie aushalten muss, in eine Depression, aus der er nur selten wieder herausfindet. Das Faszinierende daran ist, dass sich diese Menschen ihr freiwillig und ohne Widerrede unterziehen und am Ende sogar nach mehr betteln.
Der Autor schreibt seine Geschichten keineswegs, um seine Leser zu beglücken und sie in Watte zu betten. Der wahre Grund ist, dass er seine Macht und sein bisschen Talent gezielt einsetzt, um seine Mitmenschen in ihr Verderben rennen zu lassen. Würde er wollen, dass sich seine Anhängerschaft wohl fühlt, könnte er genauso gut eine luftigleichte Geschichte schreiben, in der die Protagonisten in einer bunten Welt fröhlich pfeifend und mit rosa Tütü auf einer Wiese zusammen mit kleinen weißen Häschen hüpfen.
Aber genau das will er nicht. Indem er seine Charaktere leiden lässt, ihnen schlimme Dinge antut, sie ins Chaos stürzt mithilfe von Folter, Mord, Betrug, Korruption, Missverständnissen, Lügen, etc. und seine Kapitel mit bösartigen Cliffhangern beendet, infiziert er seine Leser mit dem Virus der Unwissenheit und lässt sie solange schmoren, bis sie am Rande der Verzweiflung angelangt sind. Erst dann entschließt er sich, das Geschehene fortzuführen, aber nur, um die Leser abermals in den Abgrund zu stürzen und sich an ihrem Leid zu ergötzen. Denn genau das ist der Nährstoff, der den Autor zu immer größeren Geschichten inspiriert, weiß er doch genau, dass, egal wie sehr seine Anhänger auch leiden, sie immer wieder von neuem angekrochen kommen, nur um nach weiteren Wörtern der Qual zu betteln und am Ende die erhoffte und absolut notwendige Erlösung zu erbitten.
Der Samen der Abhängigkeit ist versteckt zwischen den Buchstaben und wenn er erblüht, ist es bereits zu spät, denn dann hat er seinen toxischen Saft bereits in den Gedanken seiner Opfer verteilt.
Stärker als jede Droge und schmerzvoller als jede physische Folter ist das geschriebene Wort, ist es doch geschickt darin, seine wahren Absichten zu verbergen und als solches für alle Ewigkeit unentdeckt in der Welt zu residieren und sich am Leid der Süchtigen zu laben.
(HAHA! Okay, eigentlich hätte ich viel lieber einen Text aus einem Buch zitiert. Leider kann ich mich weder an den Titel, noch an den Namen erinnern, nur an das rötliche Cover. Also musste ich den Text mit meinen eigenen Worten sinngemäß wiedergeben ;D)