Hi IamI,
Ich finde es echt gut, dass du Kritik suchst. Die meisten Leute wollen nur Lob für ihre Texte hören, du aber willst ihn besser machen - eine coole Haltung. Willkommen bei uns, in diesem Sinne.
Wir lesen und kritisieren hier im Forum eigentlich schon lange keine Fanfictions mehr, aber die Idee, einfach einen Text zu bringen und ihn hier hinzustellen, finde ich interessant. Dann will ich dir mal deine Bitte erfüllen.
Ich finde den Text kreativ und die Idee mit den Bäumen gefällt mir. Das erste Wort ist aber bereits unsorgfältig, es fängt nicht mit A, sondern mit BC an (vertippt?). Ein genereller Tipp: Lies dir einen Text nochmal durch, bevor du ihn anderen zum kritisieren gibst.
Eigentlich finde ich den Anfang ganz gut, er wirkt ein bisschen märchenhaft, ein bisschen mystisch. Aber du solltest mehr Absätze machen und vor allem nicht so oft die '...' - Pünktchen verwenden. Das wirkt nicht mystisch, sondern einfach nur komisch. Hin und wieder einen Satz so ausklingen zu lassen, kann viel Stimmung mit rein bringen, aber du übertreibst es damit.
Deine Erzähler-Stimme im Text gefällt mir auch ganz gut, es trägt zur märchenhaften Atmosphäre bei. Eine wahre Legende also.
Dann kommt der Perspektivwechsel und ein ewig langer, kaum lesbarer Monolog eines in Selbstmitleid versinkenden jungen Mannes. Ohne Absätze, ohne Handlung, einfach nur geballte (depressive) Gedankenlast... falls es deine Absicht war, etwas richtig ätzendes zu schreiben, dann ist es dir gelungen.
Ich empfehle dir das absolut essentielle Prinzip 'show, don't tell'. Das brauchst du für
jeden Text. Es geht darum, die Dinge nicht einfach zu erzählen, so wie du es jetzt tust, indem du einfach Marleons Gedanken runter ratterst. Das ist für den Leser nicht nur eine viel zu grosse Ladung an Figurengedanken, sondern auch einfach langweilig - denn der Leser muss nichts machen, es wird ihm alles gesagt.
Viel interessanter wird es für die Leser, und viel lebendiger wird dein Text, wenn du die Dinge
zeigst anstatt sie zu sagen. Zeig den Lesern, wie es Marleon ergeht, zeige ihn in seinem Alltag, in der Schule, im Zusammenleben mit seinen Geschwistern. Zeige lebendige Szenen, Auseinandersetzungen, Diskussionen. Zeit wie Marleon sich bewegt, wie er spricht, wie er aussieht, wie er tickt. Zeig wie er ausgegrenzt wird und wie sich das in seinem Verhalten, seiner Seele auswirkt. Zeig seine Stärken und seine Schwächen. Und lass den Leser so erkennen: Aha, der hat ein Problem mit sich selbst, ach der fühlt sich als Versager, oh je hat der es schwer, hach ist der Junge aber auch schwierig mit all seinem Selbstmitleid... und so weiter.
Es hilft, wenn man sich die Szenen vorstellt wie in einem Film. Da geht es auch immer um die Darstellung. Nur hast du in einem Text natürlich noch den Vorteil, dass du seine Gedanken einflechten kannst, seine Beobachtungen, seine Meinung zu gewissen Dingen. Aber es ist auch wichtig, dass man es sich beim Lesen bildlich vorstellen kann, was du erzählst.
Mein Tipp: Polier den ersten Absatz ein bisschen auf, mach ein paar Absätze rein und nicht mehr als fünf mal '...' insgesamt. Das wäre dann dein Prolog.
Schreib dann die Szene nach dem Perspektivwechsel komplett neu.
Liebe Grüsse von Lyrah