Okay, es hat zwar was länger gedauert, aber hier ist nun der zweite Teil der Kritik, in der ich mich mit den restlichen Kapiteln deiner Geschichte befasse.
Was mir zuerst wieder auffällt ist das Verhalten von Edward, in dem 4.Kapitel wirkt er längst nicht mehr wie ein Callboy. Da du zwei in ferner Zukunft wahrscheinlich zu einem Pärchen machst, liegt es auf der Hand, dass Edward nicht länger einfach nur ein Sexobjekt bleibt. Doch geht mir diese Wandlung zwischen Callboy und Liebhaber verloren, zu oft setzt du Elemente ein, die meiner Meinung nach überhaupt nicht zu einem Stricher passen. Dafür führst du leider direkt am Anfang ein Beispiel an. Mir geht es nämlich nicht in den Kopf wie ein Callboy noch bei seiner Klientin schläft. Es wirkt einfach zu abstrus, diese Szene wo Bella und Edward bis mittags schlafen. Das hätte sehr gut zu einem Pärchen gepasst, aber leider ist der Unterschied zu dieser Situation enorm. Während ein Pärchen etwas für einander empfindet und wahrscheinlich sich schon mehr als zwei Sätze unterhalten hat, sind Bella und Edward eine rein geschäftliche Angelegenheit angegangen, doch du machst sie zu zwei Vertrauten, die sich gerne gegenseitig Liebe schenken. Tatsächlich stell ich mir solch eine Beziehung eher anders vor: Er befriedigt sie sexuell und dafür gibt sie ihm Geld. Er könnte ihr genauso gut Blumen verkaufen und ihre Beziehung wäre innerlich noch dieselbe. Natürlich kann, dass auch einfach nur an meinen Vorstellungen liegen, dass mir das so verquer vorkommt und es sogar tatsächlich ist, jedoch finde ich wirklich, dass du die beiden zu schnell emotional intim agieren lässt. Es passiert zu plötzlich, da fehlt dir noch ein bisschen der Übergang.
Ein Vorschlag meinerseits wäre sogar gewesen, dieses Streicheln (seitens Edwards; am nächsten Morgen) und vielleicht sogar das Übernachten wegzulassen und ihn stattdessen einfach nach seinem Termin wiederkommen zu lassen. So hätte er professionell seine Pflicht als Stricher beendet und könnte nun Bella als normaler Mensch gegenüber treten und ihr auch etwas verlegen sagen, dass er sie gerne wieder sehen wollte.
Wofür ich dich aber gerne mal loben wollte, ist wie du Bella beschreibst, vor allem finde ich es sehr gut, dass sie hier auch mental stärker zum Einsatz kommt. Sogar dass sie sich so ein bisschen in Edward verguckt kommt mir logisch vor. Sie ist halt dieses kleine Mauerblümchen, dass zurzeit keinen Freund hat und auch überhaupt keine Ahnung von so etwas wie einem Callboy hat, deshalb behandelt sie ihn wie einen ganz normalen Menschen und als diesen würde sie ihn ja auch gerne kennen lernen, da er ihr ja nett, freundlich und gut aussehend erscheint und im Bett ja auch nicht zu verachten ist. An einer Stelle jedoch brichst du den Eindruck von ihr allerdings. Du stellst sie ja zuerst als naiv und unschuldig vor, doch dass sie weiß was der Doggystyle ist, verwundert mich deswegen sehr. Es passt nicht zu ihr, weil sie bis dato ja noch Jungfrau war und ich habe noch nie von jemandem gehört, der das Kamasutra auswendig lernt, wenn er keinen Partner hat.
Aber nichts desto trotz ist sie halt ein normales Mädchen und das hast du sehr schön dargestellt. Der einzige Charakter an dem du noch üben musst, ist Edward, da er wirklich unüberlegt und unentschlossen agiert, in Situationen, in denen er eigentlich wissen müsste, was zu tun ist, fällt, dass sogar noch stärker auf.
Was mich auch noch etwas gestört war, dass es den Eindruck auf mich hat, dass Bella keine Verpflichtungen oder ähnliches hat, außer ein bisschen zu putzen. Ich glaube kaum, dass Bella, die momentan arbeitslos und wahrscheinlich gerade erst mit dem Studium fertig ist, sich eine große Wohnung leisten kann. Außerdem was ist mit Freunden, Familie? Müsste Angela, als gute Freundin, sie nicht über die Nacht ausquetschen?
Nun ja, das ist aber auch nur wieder eine Kleinigkeit
Und nun etwas ganz, ganz Wichtiges, dass Bella auf jeden Fall hätte beachten müssen, bevor man sich irgendwo bewirbt, muss man wissen wofür diese Firma zuständig ist, egal in wie vielen Bereichen, sie das auch ist, man muss sich vorher erkundigt haben, ansonsten wird man sofort von seinen möglichen Arbeitgebern abgeschrieben. Das solltest du auf jeden Fall noch verbessern, so ein grober Überblick darüber würde wahrscheinlich schon reichen, aber es muss der Eindruck vermittelt werden, dass Bella weiß wovon sie redet.
Auch noch zum Bezug zur Arbeit: Da die Firma Cullen International ja sehr groß zu sein scheint und auch noch weltweit bekannt ist, kann ich mir nicht vorstellen, dass alle Angestellten ihre Chefs mit Vornamen anreden. An sich ist das keine große Sache, allerdings erzielt das meiner Meinung nach bei einigen Lesern den Mary-Sue-Nachgeschmack, so wirkt das Arbeitsklima bei Cullen International, doch zu angenehm und zu perfekt. Na klar kann es ein gutes Arbeitsklima dort geben, aber bei einer so großen Firma so weit zu gehen, dass sie ohne Nachnamen arbeitet scheint mir doch zu perfekt.
Auch etwas seltsam finde ich, dass Bella nicht das Gespräch mit denjenigen führt für den sie im Endeffekt arbeitet. Schließlich muss der (Edward?) ja sie für kompetent und fähig genug halten, dass er ihr Arbeiten auftragen kann. Aber ich glaube, dass hätte in deinem Fall schon zu einer zu frühen Auflösung des mysteriösen Chefs geführt und deshalb schaue ich darüber großzügig weg
So jetzt habe ich auch einen Gesamteindruck von deiner Geschichte bekommen und muss sagen, dass du zwar noch einiges zum Ausmerzen hast, du es aber nach ein wenig Übung es absolut schaffen kannst eine großartige Autorin zu sein. Du musst einfach nur immer wieder üben. Doch ich denke sobald du erst mal diese Kinderkrankheiten ausgemertzt hast, wird sich dein Schreibstil auch noch stärker entfalten, also denk ans Üben
lg DeepBlueWater