Ich bin erst seit ein paar Tagen hier angemeldet und sehe mich für gewöhnlich erst einmal in Ruhe um, bevor ich Kommentare zu irgendetwas abgebe. Egal zu welchem Thema, überall schreit mir nur Intoleranz und Selbstüberschätzung entgegen.
Bevor sich jemand künstlich aufregt, ich hab nicht vor hier „alles zuzuspamen“, wie zaha… (sorry, ich kann mir den Namen auch nicht merken) es freundlicher Weise kritisiert hat – wobei ich bis heute immer dachte, dass ein Forum davon lebt, dass die Leute Beiträge schreiben -, denn eigentlich bin ich von der eher stillen Sorte. Nur wenn es mir gar zu bunt wird, und ich merke wie sich alles in mir verspannt … tja, dann kann ich nicht anders.
Dann also erst mal zur Sache meine Damen und Herren:
Es ist nicht gerade fair einen Text aufgrund von ein paar aus dem Zusammenhang genommenen Zeilen zu kritisieren. Die Diskussionseröffnerin hat mit Sicherheit keine objektive Auswahl (= vorher festgelegte Seitenzahl, Zeilenanzahl bzw Zeilennummer) getroffen, sondern aus ihrer sehr subjektiven Sicht Zitate entnommen und diese präsentiert. Ich weigere mich auf Grund dieser Tatsache zu sagen, ob ein Text gut oder schlecht ist - schlicht, weil es nicht möglich ist. Die vermeintlich gut gemeinte Anonymität macht es jedem unmöglich, alle Texte zu lesen und am Ende ein Urteil dazu abzugeben. Nun mag eine von euch ganz schlauen "Sweethearts" auf die Idee kommen und als Argument anbringen, dass in der Regel auch nur eine KB ausschlaggebend dafür sei, ob man einen Text liest oder nicht. Keine Frage, so ist es, aber dann hätte hier auch die KB als Kriterium herhalten sollen. So jedenfalls ist die ganze schöne Diskussion für den Allerwertesten.
Natürlich hat es seinen Reiz, wenn man Texte von anderen zerlegen kann. Es gibt in den verschiedenen Internetforen nur selten ECHTE Perlen, also Texte die beinahe perfekt sind, und selbst an diesen könnte man noch rumkritisieren, wenn man es darauf anlegt. Irgendwas ist schließlich immer. Nehmt einen Text von Heinrich Böll/Thomas Mann/ Günther Grass (allesamt Nobelpreisträger und einer lebt sogar noch ) oder von wem auch immer und lest ihn aufmerksam. Selbst da schleicht sich allerhand ein, wenn man es sehen will.
Aber zurück zu dieser Diskussion bzw diesem Forum. Anhand von Zitat 1, das von den meisten als „hochwertig“ eingestuft wurde, möchte ich euch mal eure eigenen Grenzen aufzeigen. Vorausschicken möchte ich, dass ich weder die Geschichte noch die Autorin/ den Autor kenne und das was folgt in der Regel nicht meine Art von Kommentar zu einem Text ist.
zu Zitat 1:
Die hohen zarten Töne der Flöte heben sich von all den anderen ab, als mein Blick deine Wangen röten lässt – dein Herz klopft schneller, das Einsatzsignal für die Harfe.
(Was bitte hat ein hoher zarter Ton mit der Wangenfarbe eines jemands zu tun? Und ich bezweifle sehr, dass dessen Herzklopfen tatsächlich den Einsatz für die Harfe sein kann – außer hier wird der Dirigent beschrieben oder ein übersinnliches Wesen, das Herztöne auch ohne Hilfsmittel hören kann oder die Harfenistin/ der Harfenist.)
Die magische, zauberhafte Melodie ihres Solos hallt von den marmornen Wänden des Saales wider, erklingt in tausendfachem Widerhall, der sie noch schöner macht.
(Hier ist der magische Satz, der dem gebildeten Leser mitteilt, dass der/die Autor/in keine Ahnung von Musik im Allgemeinen und Konzertveranstaltungen im Speziellen hat. Erstens ist es KEIN Solo, wenn Flöte und Harfe gleichzeitig spielen – den überlauten Herzschlag wollen wir an dieser Stelle auch nicht vergessen -, zweitens wird kein Musiker, der was auf sich hält in einem Saal spielen, wo ihm das Echo um die Ohren fliegt. Auch der Zuhörer hat daran keine Freude, ihm werden sehr schnell die Ohren vom Widerhall klingeln.)
Es ist fast unmöglich, ihr zu widerstehen – fast unmöglich, nicht die Augen zu schließen, sich selbst fahren zu lassen und sich in ihrem Klang zu verlieren, ihn in jeder Nuance ausschmeckend.
(Der Satz hat mich beim ersten Lesen stutzen, beim zweiten laut auflachen lassen. Dass der Zuhörer die Augen schließe möchte, kann ich nachvollziehen – man bedenke den Lärmpegel. Wenn ein Sinn total überlastet wird, neigt das menschliche Wesen dazu, andere auszublenden, um sich vor Reizüberflutungen zu schützen. Wie man sich selbst fahren lassen kann, ist mir ein Rätsel. Ich kenne nur „Einen fahren lassen“, aber das schickt sich nicht in einem vollbesetzten? [hier hätten wir schon ein Beispiel für die Unmöglichkeit einer seriösen Kritik, weil der Leser die äußeren Umstände nicht kennt. Wäre der Saal nämlich, bis auf die Konzertanten und den Zuhörer leer, kann er auch heimlich einen fahren lassen] Konzertsaal. Bleiben wir bei dem so verunglückten Bild des Fahrenlassens, denn jetzt wird es so oder so sehr unappetitlich … sich in ihrem Klang zu verlieren, ihn in jeder Nuance ausschmeckend … ich sehe da leider Louis de Funes Außerirdische Kohlköpfe vor mir [den Film fand ich übrigens schon als Kind mehr als doof] und keine Flötistin, die mit dem Klang, den sie ihrem Instrument entlockt, das Publikum verzückt. Zu guter Letzt wäre da dann noch das nette Wort „ausschmecken“. Ich will einmal das Beste annehmen und dem Autor/ der Autorin unterstellen, dass sie sich vertan hat und eigentlich „auskosten“ schreiben wollte, oder die Person ist sehr sehr sehr alt. Denn in der heutigen Zeit wird das Wort ausschmecken, wenn überhaupt, nur noch in der Küchenfachsprache verwendet, anstelle von abschmecken.)
So wie deine braunen Augen sich wieder auf den Boden richten, du meine Anwesenheit hinnimmst und dich ihrer trotzdem freust, an mir vorbeigehst, als sähest du mich nicht, nimmt das Lied einen ganz neuen Verlauf.
(Dieser Satz ist, die Perlen verzeihen mir bitte die rüde Ausdruckweise, Schwachsinn hoch zehn. Was bitte soll er uns sagen? So wie du wegsiehst verspiele ich mich und das Lied nimmt einen neuen Verlauf? Du siehst mich nicht an, weshalb ich sofort andere Töne anschlagen muss? Sorry, das ist nicht poetisch, keine schöne Wortmalerei, das ist Humbug.)
Aus den zarten, vorsichtigen Tönen der Geigen, Flöten und Harfen, die an einen fernen Traum erinnerten, wird ein tosendes Konzert des gesamten Orchesters, eine liebliche und doch kräftige Stimme untermalend, die mich an deine erinnert.
(Mein erster Gedanke beim Lesen des letzten Satzes: war das nicht ein Solo für Flöte, Harfe und Herzschlag? Der zweite Gedanke schließt den Kreis - der/die Autor/in hat noch nie ein Konzert gehört, schon gar nicht live.)
Fällt euch was auf? Der ach so großartige Text verliert bei näherer Betrachtung doch gewaltig und die „Lobhudelei“ war wohl doch nicht ganz durchdacht
Ihr werdet mir verzeihen, dass ich keine Lust habe, mit den vier weiteren Textausschnitten ähnlich zu verfahren, auch wenn sie es alle verdienen würden.
Noch ein Wort zum Twilight-Fandom.
Die meisten von euch sind diesem laut eigener Aussage entwachsen bzw stellen höhere Ansprüche. Alle Geschichten seien schon erzählt und Neues kaum noch möglich? Nun, es ist nicht ganz von der Hand zu weisen, dass dem tatsächlich so ist. JEDE Geschichte wurde schon einmal erzählt – nur eben nicht gerade von dem einen (Hobby)Autoren. Wie hier so schön erklärt wurde - das ist das Internet, und jeder darf, so er die gesetzlichen und moralischen (ja Leute, Moral ist auch ein Kriterium für angeblich intelligente zivilisierte Menschen) Grenzen einhält, von sich geben, was er will.
Ihr nehmt für euch das Recht heraus (mir war so, als hätte ich da was von Meinungsfreiheit gelesen), also gesteht es auch anderen zu.
Was gar nicht geht, und leider findet sich gerade dieser Zug hier verstärkt, warum ich auch nicht bleiben will, ist die Herabwürdigung von Leute, die anderer Meinung sind. Noch leben wir, zumindest in diesem Teil der Welt, in einer halbwegs freien Demokratie und jeder darf sagen was er will.
Es ist weder fair noch anständig, andere aufgrund ihrer Meinung herabzuwürdigen und abschätzig zu benennen.
Oder will mir jemand sagen, dass er diesen Beitrag als angenehm und förderlich für seine weitere Entwicklung ansieht.
Ein weiterer sehr gravierender Punkt für mich ist die unterschwellige aber dennoch ständige präsente Intoleranz gegenüber Homosexuellen. Und ja, ich kann den Aufschrei bis hierher hören, dass natürlich KEINE eine so verwerfliche Neigung habe. Im Gegenteil … blablabla. Mädels, seht es ein. Homosexuelle sind ganz normale Menschen, die atmen, leben, agieren und liebe wie Heteros. Sie sind nur vielleicht einen ticken ehrlicher, weil sie über ihre Sexualität reden. Nicht weil sie so dringend wollen, sondern weil sie von der Gesellschaft direkt dazu gezwungen werden, oder hat sich eine von euch schon mal öffentlich oder auch nur im Kreis seiner Familie als heterosexuell outen müssen?
Ich kann verstehen, dass man als Hetero nicht dringend über eine gleichgeschlechtliche Beziehung lesen möchte. Naja, muss ja auch niemand, weil solche Texte extra deswegen (was übrigens auch diskriminierend ist!) gekennzeichnet werden müssen. Sich aber darüber auslassen und dann auch noch auf die Art wie ihr es tut …mir kommt das Kotzen.
Ich verabschiede mich bis auf weiteres mit einem Zitat von William Faulkner:
„Intelligenz ist die Fähigkeit, seine Umgebung zu akzeptieren.“
In diesem Sinne wünsche ich euch - und mir - ganz viel Intelligenz
LG Ally
Noch eine persönliche Anmerkung zu Lyrahs Antwort:
Ich habe mir jetzt einmal deine Worte zur Herzen genommen
ZITAT: Was heisst hier 'Texte tolerieren'? Darum gehts doch hier nicht... Alter, wenn meine Texte von allen Leuten ~tolleriert werden würden, wie sie sind, dann würde ich sie niemals verbessern können und sie wären heute noch so scheisse wie damals. Das wäre dann ja das Kuschelprinzip, das so viele Foren gerne hochhalten. Kein böses Wort darf fallen, alles muss toleriert und bejubelt werden. Alle müssen sich ganz furchtbar lieb haben und die eigene Meinung stirbt zusammen mit der Ehrlichkeit irgendwo in einer Ecke.
Wenn der Hund in der Ecke steht wird er bissig, hm?
Nur damit wir uns gleich richtig verstehen – ich meine DICH und nur dich. Also kannst du dir die „hach, wen meinst du da?“ Tour verkneifen.
Deine Antwort auf Ro’s durchaus berechtigten, wenn auch nicht bis ins Detail durchgestylten Kommentar hat mir meine Entscheidung sehr erleichtert. Was denkst du, wer du bist, dass du andere in herabwürdigender Weise angehen darfst? Dein „sweetheart“ kannst du in deinem Freundeskreis bringen, aber nicht in einem öffentlichen Forum in einer öffentlichen Diskussion mit Menschen, die du nicht kennst. Schon mal was von „Netikette“ gehört? Auch im Internet sollte man sich zu benehmen wissen.
Rede dich gerne auf die Enge des Forums raus oder die Anonymität des Internets – es ist fail durch und durch. Du bildest dir viel ein auf deinen Sarkasmus, bist aber nicht Frau (oder doch Manns?) genug, einmal ein wenig berechtigte Kritik auszuhalten.
Alles was du da oben gelesen hast, wenn du es gelesen hast, ist auch als Antwort auf dein Wirken in diesem Forum zu verstehen.
ZITAT: Weisst du wie oft darüber gestritten wird und wurde, wo die Kritik endet und das 'Lästern' bzw. der Verriss beginnt? Wer entscheidet darüber, kannst du mir das beantworten?
Es gibt im Internet viele gute Seiten, die eine Anleitung zu einer guten Kritik geben – stellvertretend nenne ich aber einen für mich naheliegenden Text zu diesem Thema. Er ist schön zusammengefasst (für die Klientel auf meiner Stammseite ist so etwas notwendig) und enthält alles, was wichtig ist
http://www.myfanfiction.de/texte/sachte ... 62330.html
Es ist mit einer Kritik wie bei allem im Leben. Verfasse sie so, wie du sie gerne bekommen möchtest. Du kannst ehrlich sein, du kannst Fehler aufzeigen, du kannst alles sagen was dir auf der Leber liegt, es ist nur der Ton, der die Musik macht.