Na ja, also ich verstehe deine Argumentation durchaus - nur irgendwie setzt du voraus, dass jede Geschichte, die nicht als FF veröffentlicht wurde, automatisch literarischen Wert hat. Das ist halt nun mal leider so gar nicht der Fall. Auch, was du über die Entstehung gesagt hast:
Für mich ist ein Buch - ein wirkliches Buch - wie das Stück eines guten Schreiners. Jeder einzelne Arbeitsschritt, der das Werkstück entstehen lässt ist wohl durchdacht und mit der Kenntnis des Handwerkes ausgeführt. Kein sichtbaren Flickschustereien sondern saubere den Betrachter in seinen Bann ziehende Handwerkskunst. Wenn ein Autor einem Handwerksmeister gleich ein Buch erarbeitet - eine von Anfang an! eigene Idee, eigene Recherche, wirkliche Arbeit - dann ist er für mich ein Literat.
Herzlich Willkommen in der Verlagswelt, kann ich da nur sagen! Schöne Vorstellung, die du da beschreibst, aber so läuft das leider nicht. Diese "Autor schreibt Buch, schickt es an Verlag, Verlag begeistert und druckt" - Sache ist eine ziemliche Illussion. So läuft das nicht. Die meisten publizierten Bücher enstehen durch Aufträge. Was heißt, Verlag checkt die Bedürfnisse des Marktes, guckt in seine Akten, welcher Autor denn für welches Genre passen könnte, kontaktiert den jeweiligen Autor und sagt "Hey, schreib doch mal ne Story über Vampire. Ne Teenie-Romanze, mit Spannung, Löööve, Jungfrauen und Glitzern."
Dann denkt sich der Autor einen Plot aus, teilt diesen dem Verlag mit, und dann betreut der Verlag vom ersten Kapitel an diese Geschichte. Sprich, der Verlag hat von Anfang an Mitspracherecht.
So traurig das ist - aber so ist leider der meiste Entsehungsweg von Büchern.
Natürlich gibt es auch Ausnahmen, wo ein bereits fertiges Manuskript von einem Verlag angenommen wird. Aber das hat dann auch nichts mit Handwerkskunst oder Schreinern zu tun, sondern lediglich mit dem Kennen von den richtigen Leuten.
Und sind wir doch mal ehrlich - Mittelmaß ist ja nicht nur eine Erfindung der FF Welt. Heilige Scheiße, Mittelmaß ist die Definition von dem, was die Bestsellerlisten anführt. Twilight selbst ist ja auch nur Mittelmaß. Das Buch kann man mögen oder nicht, aber von literarischen Wert kann man bei Twilight nun wirklich nicht reden, da sidn wir uns doch alle einig, oder etwa nicht?
Dieser Hype um diese MotU Sache ... Glaubt ihr ernsthaft, die hat es auf Platz 1 der NYT Bestsellerliste geschafft, weil sie von FF Zeiten noch jede Menge Feedback hat? Diese Unterstützung ist sicher goldwert, aber dadurch schafft man es niemals auf Platz 1. Die Autorin arbeitet beim Fernsehen, hat Kontakte ... Noch Fragen, wie dieser Erfolg möglich war?
Fifty Shades ist das Ergebnis eines verdammt gut gelaufenen Marketings.
Und genau das ist immer der Punkt. Marketing. Bestseller werden nicht geschrieben - Bestseller werden gemacht.
Im Prinzip unterscheidet sich diese ganze Buchwelt gar nicht so sehr von der FF-Welt. Es gibt Qualität, es gibt Schrott. Es gibt Hypes um manche Geschichten, den man nicht nachvollziehen kann, und wieder andere Geschichten bekommen keinerlei Aufmerksamkeit, obwohl sie diese mit Recht verdient hätten.
Dass eine FF von Anfang an eine Leserschaft hat, ist für mich das gleiche Prinzip, wie wenn ein Buch von Anfang an von einem oder mehreren Lektoren betreut wird. Und dass ich sich jeder AUtor in seine FF reinquatschen lässt, wage ich mal zu bezweifeln. Ich kann nur von mir reden, da war es nicht so. Im besten Fall werden Plotfehler oder Logikfehler erkannt, die der Autor dann verbessern kann - ist aber das gleiche Prinzip wie bei einem Lektor.
Geschriebenes entsteht immer auf diesselbe Weise. Ob man das nun auf FF.de postet oder eben nicht.
MotU und Ep sind ja nicht mal die einzigen Beispiele. Es gibt da doch noch diese andere Ische ... Wie hieß sie noch? Cassandra Claire oder so. Die Dame hat früher Harry Potter FFs geschrieben, eine davon überarbeitet und durch Kontakte einen Verlag gefunden, der das Ganze druckte. Und nu? Verdient sie Millionen mit ihren Büchern.
Es ist sehr leicht, ein Buch als FF abzustempeln, wenn man WEIß, dass es eine FF war - Aber ob einem das wirklich genauso auffallen würde, wenn man diese Info eben nicht, ist fragwürdig.
Ich finde es einfach ein bisschen Quark, ein Buch deshalb zu verurteilen, weil es mal eine FF war. Ich meine, guck dir die Frau von EP an. Ich hab die FF selbst nur bis zur Hälfte verfolgt und das Buch auch nicht gelesen. Aber sie hat diese mörderlange Story wohl auf ein Drittel gekürzt und mit einer Lektorin komplett grundüberarbeitet. Anders läuft dsa bei einem Verlag auch nicht. Und es steckt trotzdem die gleiche Arbeit in ihrem Buch wie in jedem anderen auch - unabhängig davon, ob die Story mal im Internet war oder nicht.
Fakt ist einfach, dass man nie weiß, welchen Weg ein Buch gegangen ist, wer überall mit reingequatscht hat, bevor man es als Leser in den Händen hält. Teilweise sind Bücher einfach nur ein Produkt dessen, wonach die Masse schreit. Und das finde ich einfach nur lieblos und hat rein gar nichts mit Handwerkskunst oder Liebe zum Schreiben zu tun.
Von einem "Krieg" wegen der damaligen Übersetzung weiß ich nichts. Kann schon verstehen, dass es einem stinkt, wenn man sich die Mühe einer Übersetzung macht, und dann gezwungen wird, diese zu löschen, weil die Autorin plötzlich ne andere Idee hat. Oh ja, ich kann sehr verstehen, dass einem das stinkt. Aber na ja, letztendlich liegen die Rechte bei der Autorin, und sie entscheidet, was sie macht. Kann man sich drüber ärgern, zu recht mit Sicherheit auch, aber letztendlich muss man es wohl irgendwie hinnehmen. Was anderes bleibt einem wohl nicht.
Wenn es stimmt, was du sagst, und ehemalige Anhänger nun einen Rezensions Krieg eröffnet haben ... Puh, ist natürlich schon fragwürdig. Wobei ich das auch nicht ganz verstehe, weil es ja offenbar ehemalige Fans dieser Geschichte waren. Ein bisschen widersprüchlich, etwas zu boykottieren, dass man eigentlich selbst mal gut fand. Und ich frage mich auch, was es bringt. Wenn man gerade ein Angebot für 5 Millionen Dollar wegen der Verfilmungsrechte seines Buches bekommen hat, juckt es einem vermutlich nicht mal im kleinen Zeh, dass ein paar negative Kritiken von ehemaligen, wütenden Fans auftauchen.
Ja das mit dem Schreinern ist richtig - ein gutes Werk kann inspiriert sein, sollte aber die individuelle Handschrift des MEisters tragen.
Genau das sehe ich eben anders. Auch eine FF trägt die Handschrift des "Meisters" .